Seinen europäischen Partnern gegenüber verhalte sich Österreich solidarisch, zeigte sich Plassnik überzeugt. Warum die Zeitenwende in Österreich nicht angekommen sei, könne sie sich aber selbst nicht erklären. Der Gedanke, dass man auf Dauer nur hat, was man bereit ist zu verteidigen, sei in Österreich nicht präsent. Die österreichische Neutralität als „too big to fail“ hinzustellen, entspreche keiner Sicherheitspolitik. Man könne die eigene Sicherheit nicht zum Nulltarif an die Nachbarn auslagern. Eine Diskussion über die Neutralität sei der Öffentlichkeit zumutbar. Denn Österreich habe seine Sicherheit zu lange gratis konsumiert, so Plassnik. Dass eine Neuauflage der Österreichischen Sicherheitsstrategie auf dem Weg sei, begrüßte Plassnik ausdrücklich.
Mit Blick multiple Bedrohungslagen, verwies Plassnik auch auf Manipulation und Desinformation, die seit Langem auch in der EU Fuß gefasst hätten. Es sei erstaunlich, wie wenig Bewusstsein es dafür gebe, obwohl dies eine echte Bedrohung für die liberale Demokratie darstelle. Lebendige Demokratien seien auf lebende Filter in Form von kritischem Journalismus angewiesen. Für ein Zusammenleben sei ein Aushalten von Widersprüchen und eine Toleranz für Ambiguitäten grundlegend, so Plassnik abschließend.