It's the economy, stupid!

Beate Meinl-Reisinger, Initiatorin von Aufschwung Austria war es in ihrem Anfangsimpuls wichtig, vor allem die Freude am Unternehmertum und eine positive Vision für den Wirtschaftsstandort in den Vordergrund zu stellen - und das trotz der aktuellen Polykrisen und schlechten Stimmung in der Bevölkerung. Denn die Situation sei ernst, viele Unternehmen bauen Stellen ab, die sie bis zuletzt gehalten hatten, die Auftragslage war schon mal besser, der Optimismus fehle bei Unternehmen wie Konsumentinnen. Dieser fehlende Optimismus sei aber vor allem hausgemacht und nicht nur dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der daraus folgenden Gaspreissprünge geschuldet, vieles sei auch auf die fehlenden Reformen der aktuellen und der letzten Bundesregierungen zurückzuführen, so Meinl-Reisinger.

Wie man das wieder hinbekommen kann, darüber diskutierte in der anschließenden Diskussion ein hochkarätiges Panel. Mit dabei waren neben Meinl-Reisinger auch Monika Köppl-Turyna, Direktorin ECO Austria, Max Nimmervoll, (Vorsitzender Junge Industrie Wien und Max von Künsberg Sarre, CFO/COO Herbo Chemosan Apotheker AG, moderiert wurde die Diskussion von Lukas Sustala, dem Leiter des NEOS LAB Think Tank.

Für Monika Köppl-Turyna sind vor allem die sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt und der weiterhin bestehende Pessimismus in der Bevölkerung der Grund für die aktuelle wirtschaftliche Lage. Das Wirtschaftswachstum sei zwar in den letzten Jahren positiv gewesen, aber nur ganz leicht - während Österreich also locker joggend am Lauf um den Wohlstand mitmacht, laufen andere Länder längst Kreise um uns herum. Sie sieht daher eine Reihe an notwendigen Reformen, allen voran eine Steuerautonomie der Bundesländer – denn am Ende müsse Österreich vor allem ausgabenseitig endlich was tun, und dazu braucht es in erster Linie ein neues Verantwortungsbewusstsein der Bundesländer.

Max Nimmervoll sieht vor allem die steigenden Lohnkosten und die hohen Lohnnebenkosten als ein zunehmendes Problem für die heimische Wettbewerbsfähigkeit. Wenn sich Junge Menschen, wie er aus Mitarbeitergesprächen berichtete, immer öfter dazu entscheiden nur Teilzeit zu arbeiten, weil sich Vollzeit einfach nicht rechne, würde das unseren Wohlstand mittelfristig gefährden. Er plädierte vor allem für einen Bonus für Vollzeitarbeitende, um diese attraktiver zu machen und wieder mehr Meschen in Vollzeit zu bringen. Nur so wäre der Arbeitskräftemangel aufzuhalten und unsere Pensions- und Sozialsysteme mittelfristig aufrecht zu erhalten.

Für den CFO der Herba Chemosan, Max von Künsberg Sarre, werden die starken Lohnsteigerungen ein zunehmendes Wettbewerbsproblem. Für ihn als Unternehmer sind es insbesondere aber die hohen Kosten auf Arbeit und die enormen Steuerlast in Österreich, die zum Problem werden. Für ihn als Unternehmer sei es nicht nachvollziehbar, warum er ein Medikament in Kärnten zu anderen Preisen verkaufen muss als in Wien und nannte eine entsprechende Senkung der Steuern und Abgaben und eine Entbüroraktisierung in allen Bereichen als wichtige Maßnahmen. Wenn er nur eine Sache in Österreich verändern könnte, wäre es dennoce eine umfassende Bildungsreform, um mehr Chancengerechtigkeit und Innovationsfreudigkeit zu erwirken.

Beate Meinl-Reisinger erzählte von ihrer Diskussion zur Lohnnebensenkung mit der Arbeitnehmerseite, die sie als absurd ansah. Warum ein Gewerkschafter nicht gemeinsam mit ihr eine massive Senkung der Lohnnebenkosten fordere um seinen Mitarbeiter:innen mehr Netto vom Brutto zu ermöglichen, sei ihr völlig schleierhaft. Deswegen verkündete sie auch eine Einladung für ihren Podcast „Was gemeinsam geht“ mit dem ÖGB-Chef Wolfgang Katzian, um hier über gemeinsame Lösungen zu diskutieren. Um mehr Menschen und vor allem Frauen eine echte Wahlfreiheit zu ermöglichen, forderte sie einen massiven Ausbau der Elementarpädagogik.

In der anschließenden Diskussion wurde viel über die anstehenden Europawahlen und die Vorteile, die der gemeinsame Binnenmarkt und unser gemeinsames Europa bringt, diskutiert. Aber auch die Bürokratie, die Europa zunehmend lähmt, war Thema der Debatte.