
Bildungschancen für Kinder mit Entwicklungsbelastungen in Österreich: Bildung für alle ohne Unterschied?
In Österreich gibt es keine Goldmine. Auch Kobalt und seltene Erden fördert man nicht. Selbst Lithium, Silber oder Erdgas haben wir nicht genug, um durch den Export damit Wohlstand zu schaffen. Die Schätze des Landes liegen nicht in unserem Boden, sondern in unseren Köpfen.
In den letzten 75 Jahren hat unser Land eine enorme Entwicklung durchlebt. Von den Schrecken und Zerstörungen des 2. Weltkrieges konnte sich die Republik rasch erholen und durch starkes Unternehmertum gepaart mit guten Ideen zu einem der reichsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Ländern der Welt werden. Wir werden beneidet um unsere Kultur, unseren Bildungsstand und unsere Exportquote. Längst ist nämlich für unzählige Wirtschaftstreibende der Binnenmarkt zu klein geworden. Durch Innovationen in den verschiedensten Bereichen gelang es ihnen, ihre Produkte und Dienstleistungen an europäische Partner und in die entferntesten Winkel der Welt, ja sogar ins Weltall zu bringen. Diese Unternehmen schaffen hoch qualifizierte Arbeitsplätze, bringen F&E-Budgets und Investitionen ins Land, kooperieren mit Forschungseinrichtungen und bilden damit die Grundlage für weitere Innovationen.
Aber Innovation gleicht keinem Gipfel, der – einmal erreicht – Wettbewerbsfähigkeit garantiert. Sie ist vielmehr eine Seilbahn, die mit starkem Antrieb immer weitere Projekte nach oben befördert. Verliert der Antrieb aber an Schwung, so kommt es zu Stillstand und zwangsläufig zu einer Talfahrt im weltweiten Wettbewerb.
Dabei kommen die Konkurrenten längst nicht mehr nur aus Europa, Japan und den USA. Je nach Branche überraschen uns heute neue globale Player etwa aus Korea, China oder Indien. Vor allem bei Technologien, die zukünftig wachsende Bedeutung und Erträge erlangen werden, entstehen in Asien und den USA regelmäßig bahnbrechende Innovationen, während Europa bestenfalls „fast follower“ ist. In Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, in der Herstellung von Batteriezellen für Elektrische Fahrzeuge, in kostengünstigen Komponenten für Erneuerbare Energiegewinnung oder erfolgreichen digitalen Medienangeboten finden sich immer seltener erfolgreiche europäische und kaum österreichische Unternehmen. Im Gegenteil, wir sind dazu gezwungen diese Produkte und Dienstleistungen andernorts zu beziehen und so unsere Konkurrenten für weitere Entwicklung (mit) zu finanzieren.
Warum ist das so? Hat Österreich seine Ingenieurskunst und seinen Erfindergeist verloren? Stockt die heimische Seilbahn der Innovationskraft? Genau wie ein Unternehmen, muss auch eine Volkswirtschaft mehrere Faktoren erfüllen, um innovativ zu bleiben. Um es positiv auszudrücken: Hier gibt es noch sehr viel Potenzial.
Die oben genannten Punkte sind nicht neu. Allein fehlt es an Entschlossenheit und Selbstbewusstsein sie umzusetzen. Hier hindert uns auch ein Denkfehler vieler Liberaler: Der Markt kann zwar effizient und rasch Innovationen erzielen, doch allein gelassen ist er oftmals erratisch. Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen und Vorgaben, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu adressieren und Chancen nicht verstreichen zu lassen. Eine visionäre, zielgerichtete, beherzte und intelligente Politik ist gefragt.
Wir sollten nicht die Hände in den Schoß legen und die Übermacht anderer Volkswirtschaften beklagen, sondern endlich den technologischen Fortschritt als eine Chance erkennen. Das Potenzial ist enorm, ergreifen wir es. Dazu brauchen wir keine Minen, sondern einfach die richtigen politischen Entscheidungen.
Nikolaus Griller ist Aufsichtsrat und Vorsitzender des Gesellschafterausschusses bei der internationalen Unternehmensgruppe Gebauer & Griller. Er hat Erfahrung als Geschäftsführer für Vertrieb und Innovationsmanagement, ist aktiv in der Industriepolitik Österreichs und in mehreren Bildungsprojekten, u.a. der Stiftung für Wirtschaftsbildung.
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