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Wo sind alle hin?

Die Frage, ob wir Österreich als starken Standort im Herzen Europas etablieren können, hängt von vielerlei Faktoren ab, die sich sicherlich nicht alle in diesem Kommentar wiederfinden können. Jedoch gibt es einige primäre Kernaspekte, die uns als Standort gute Voraussetzungen bieten, um vergangene und kommende Krisen besser als viele andere Länder zu meistern. Dafür gilt es drei Potenziale zu heben: Reduktion von Kosten, Investitionen in Bildung und Innovation – und bei allen Maßnahmen – ein klarer Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Das kann Österreich zu einem Vorreiter in Europa machen.

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Als Geschäftsführerin eines Personalvermittlungsunternehmen im Gastronomiebereich wird sich dieser Gastkommentar jedoch mit dem Thema Arbeitskräftemangel beschäftigen, da ich hier, wie viele andere Unternehmer auch, direkt an der Front stehe.

Als zweijährige Schulsprecherin und Maturantin der Tourismusschule Klessheim habe ich im Jänner 2022 das Personalvermittlungsunternehmen Gastro Exclusive gegründet, mit der Vision, die Gastronomie wieder zu einem attraktiven Arbeitsplatz zu gestalten und jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, die Gastronomie mit der Einhaltung gewisser Werte kennenzulernen.

Hier bemerke ich vor allem den enormen Mangel sowohl an Qualität als auch Quantität von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der derzeit in jeglichen Branchen aufzufinden ist. Es fehlt an allen Ecken und Enden und es stellt sich natürlich die Frage: Wo sind alle hin? Einerseits zeigen die Zahlen laut Statistik Austria deutlich, dass 2022 mehr als 50% aller erwerbstätigen Frauen und mehr als 12% aller erwerbstätigen Männer, nur Teilzeit beschäftigt, und 220.000 Menschen in Österreich als arbeitslos gemeldet waren. Vor allem durch die hohen Zahlen der Frauen, die Teilzeit arbeiten, lässt sich erschließen, dass wir mehr Möglichkeiten schaffen müssen, das Familienleben, speziell die Kinderbetreuung, und den Job besser zu vereinen. Was jedoch aus allen Zahlen, Statistiken und Fakten ersichtlich wird ist, dass wir vonseiten der Regierung Reformen im Bereich Arbeitsmarktpolitik benötigen. Die drei primären Faktoren sollte hier lauten: Unternehmen im Bereich Lohnnebenkosten entlasten, Arbeitssuchende schnell in den Arbeitsmarkt integrieren und Arbeitnehmer für deren Arbeit zu belohnen, anstatt diese zu bestrafen.

Vor allem die Höhe des Arbeitslosengeldes gehört überdacht, und auch bei der Dauer der Beantragung für die Arbeitsgenehmigung in Österreich muss eine rasche Änderung erfolgen. Hier stellt sich mir die Frage: Warum ermöglichen wir bei enormem Mitarbeitermangel in jeglichen Bereichen nicht jenen, die arbeiten möchten, einen raschen und unkomplizierten Einstieg in den Berufsalltag? Österreich sagt nein, denn der Bürokratie wird ein höherer Stellenwert zugeschrieben. Und auch der Wiedereinstieg in das Berufsleben wird mit der jetzigen Höhe des Arbeitslosengeldes nicht gefördert, sondern gar belohnt.

 Der Arbeitskräftemangel und die Sorge vieler Unternehmer, deren Personalstellen zu besetzen, wird sich in den kommenden Jahren nicht von allein regeln. Hier setze ich als Unternehmerin einen Appell an die Politik. Denn nur durch das Aufgreifen und Behandeln der vielen Problemstellungen in diesem Bereich können wir als Standort Österreich wettbewerbsfähig bleiben und ein starkes Auftreten auch nach außen hin verkörpern.

Über die Autorin

Linda Lorenzoni hat die Tourismusschule Klessheim abgeschlossen und noch vor ihrer Matura die Plattform "Gastro-Exclusive" zur Vermittlung von Arbeitskräften in der Gastronomie entwickelt. Zu ihren Kundinnen und Kunden zählen namhafte Betriebe in Salzburg, Wien und Umgebung.

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